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Abschied und Willkommen
Das Hohenloher Streichquartett, bei den Jazz&Klassiktagen keine
Unbekannten, präsentiert sich im nun 29sten (!) Jahr seines Bestehens
dieses Mal unter dem Motto:
„
Abschied und Willkommen“
Auf die beiden Werke des heutigen Abends, auf ihre Entstehung und ihre
Erschaffer, bezieht sich das Motto Abschied und Willkommen. Lediglich
13 Jahre liegen zwischen den Kompositionen, doch sind es Welten, bezogen
auf die beiden Komponisten und das musikhistorische Umfeld.
Der eine, Johannes Brahms, war im 57. Lebensjahr, ein angesehener, um
nicht zu sagen berühmter und hochverehrter Meister der Komposition,
ein Vertreter der sich zu Ende neigenden Romantik und doch, nach eigenem
Verständnis, mit engster Bindung an die Tradition der Wiener Klassik.
Seinem Verleger Simrock ließ er mit der Übersendung der Partitur
des Streichquintetts op 111 in G-Dur wissen, dass jener sich „von
meiner (Brahms´) Musik verabschieden könne, denn es ist sicherlich
Zeit zu gehen“. Er wollte sich jedoch nicht einfach still und heimlich
davon machen, sondern vielmehr mit diesem Werk gleichsam einen Strich
unter sein Lebenswerk ziehen und(!) zeitgenössische Kompositionstechniken
mit einbeziehen. Und was für einen Strich hat er gezogen!!! Tatsächlich
hat das Werk trotz des „Abschieds“- Gedankens eine äußerst
heitere Grundstimmung. Brahms führt dabei seine ureigene Technik
der „sich entwickelnden Variation“ konsequent durch alle
Sätze, was dem Gesamtwerk einen zyklischen Charakter verleiht. Sodann
nimmt er Anlehnung bei Bruckners(!) (Klang-) Vorhang Technik (1. Satz),
schweift ab in Straußsche Walzerseeligkeit (3. Satz) und entführt
mit einem Tanz in der Art eines Csardas (Finale) in exotische, folkloristische
Gefilde … wie wir es auch bei Ravel dann finden werden.
Ravel stand bei Entstehung des Streichquartetts op 35 in F- Dur noch
ganz am Beginn seiner kompositorischen Laufbahn. Zum ersten Mal begann
der damals 28jährige nach eigenem Bekunden eine eigene, individuelle
Formsprache zu entwickeln und betrat so gewissermaßen mit diesem
Werk die Weltbühne des Komponistendaseins. Zwar deutlich an die
Harmonik des von ihm sehr verehrten Kollegen und Landsmannes Claude Debussy
und dessen etwas älteres Streichquartett angelehnt, fand Ravel mit
dem op 35 doch eine ganz eigene Tonsprache bei sehr freiem Umgang mit
den überlieferten Formen. Er kombinierte durchaus „klassische
Elemente“ wie etwa die Sonatenhauptsatzform mit absolut freien
rhapsodischen Abschnitten und mit neuen, dem klassischen Publikum gänzlich
unerwarteten Tanzrhythmen. Dabei ist es Ravel dank seiner profunden Kenntnis
aller Instrumente in allen seinen Kompositionen und so auch hier gelungen,
dass er zwar oft an die Grenzen des Machbaren rührte, niemals aber
darüber hinausging.
Magdalene Kautter & Dietrich Schüz, Violine,
Wolfgang Hermann-Kautter Viola
Jörg f. Baier Violoncello
Anna Niehaves, Viola aus Tübingen ergänzt das Quartett.
Eintritt frei
derzeit keine Reservierung nötig, keine Auflagen; aktuelle Änderungen
werden bekannt gegeben
Veranstalter:
Ev. Gesamtkirchengemeinde Tübingen / Kantorat der Stiftskirche
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